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Geschichtsverein des Kreises E

Der Erste Weltkrieg in regionalen Zeitzeugnissen

Jahrbuch des Geschichtsvereins des Kreises Euskirchen 2008

Genre: Sachbuch, Regionalia
Seiten: 352
ISBN: 978-3-941037-12-0
Bemerkung mit ca. 250 s/w-Abbildungen, Festeinband – RHEINISCHE EDITION

EUR 20,00

Anzahl

Schriftenreihe des Geschichtsvereins, Bd. 22

Der Erste Weltkrieg im Erleben der Bevölkerung – Texte und Bilder von erschreckender Deutlichkeit
Dieser Sammelband fasst verschiedenartige zeitgenössische Text- und Bildquellen zusammen. Das Material ist unterteilt in öffentliche Schriftzeugnisse aus Presse und Verwaltung, in autobiographische Tagebuchaufzeichnungen, Bildpostkarten mit individuellen Absenderkommentaren und Berichten über das Kriegsende und die ersten Erfahrungen mit der Besatzung. Die Verfasser gehören unterschiedlichen sozialen Milieus an und stammen aus dem dörflichen wie kleinstädtischen Raum, aus Euskirchen und seiner Umgebung wie aus dem Schleidener Tal. Die Beiträge sind originale Zeitzeugnisse oder verwenden die Aufzeichnungen und Materialien der Kriegsjahre 1914-1918 bzw. der unmittelbar anschließenden Übergangszeit. Im Wechsel der Perspektiven entsteht ein vielschichtiges Bild des Geschehens an der Westfront wie des Kriegsalltags in der Heimat.

Die Texte und Bilder spiegeln viele Facetten: Auf der einen Seite steht die Militarisierung der Lebensweise, der Kaiserkult um Wilhelm II., die Kriegsbegeisterung und der heroische Idealismus der Jugend, zum anderen der Unwillen in der Bevölkerung über zwangswirtschaftliche Ungerechtigkeiten, die Engpässe in der Versorgungslage und die Friedenssehnsucht. Die Texte zeigen Feindklischees wie die menschliche Nähe zum Gegner. Die Erinnerungen eines jugendlichen Kriegsfreiwilligen mit seinem Heldenpathos stehen neben den sprachlich unbeholfenen Niederschriften eines in französische Gefangenschaft geratenen Soldaten, der seine nervliche Zerrüttung nicht verschweigt. Das Tagebuch einer Mutter, deren Söhne im Felde stehen, spiegelt die seelische Not, die Hoffnungen und Ängste, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Alltags und die physische Nähe des Kriegsgeschehens. Zeitungsartikel von 1914 haben Nachrichtencharakter oder berichten reportagehaft über die Mobilmachung, die Organisation der anlaufenden Kriegsspenden und Hilfsvereine, über Sparmaßnahmen und Rationierungen, das Lazarettwesen und die allgemeine Militarisierung des öffentlichen Lebens. Man erfährt Einzelheiten über Warenpreise, Inflation und Wucher. Der beängstigende Kanonendonner der Artilleriegefechte an der Westfront, wie er in der Eifel noch zu hören war, wird zeitlich genau festgehalten. Die Rolle von katholischer Kirche und Klerus im Weltkrieg und der gelebte Katholizismus vor Ort bleiben nicht unerwähnt. Ungeschönte Beobachtungen und spontane Anmerkungen vermitteln ein anschauliches Bild des schwierigen Alltags im Zusammenleben von Einheimischen und Besatzern bei Kriegsende. Die Reaktionen auf die militärische Niederlage und die November-Revolution finden ebenso ihren Niederschlag in den Aufzeichnungen.

Das Bildmaterial zeigt in erschreckender Deutlichkeit: Der Weltkrieg war auch ein Krieg der Bilder! Es gab eine regelrechte Kriegskartenproduktion; schon im Herbst 1914 wurden Propagandabildbände herausgegeben. Das Foto des Soldaten in Ausgehuniform und ordensgeschmückt wertet den Dargestellten auf, die Gruppenaufnahmen aus den Ausbildungslagern oder in Feldstellungen belegen den Gemeinschaftsgeist. Das Grauen und Massensterben bleiben ausgeklammert. Stattdessen werden Postkarten verschickt, die den fröhlichen Soldaten in der Etappe zeigen oder gefühlvolle Familienidyllen, die beschönigen sollen. Manche selbst gezeichnete Karte oder kunstgewerblich gefertigte Botschaft wird über die erstaunlich gut organisierte deutsche Feldpost versandt. Kitsch und Propaganda entfalten eine psychologisch nachvollziehbare Entlastungsfunktion für die Menschen zu Hause und an der Front. Eine andere Kategorie von Postkarten und Bildpublikationen dokumentiert die Zerstörung der französischen Ortschaften und Befestigungen.

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