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Jürgen Nendza

Die Rotation des Kolibris

Gedichte

Genre: Lyrik
Seiten: 64
ISBN: 3-935221-93-2
Bemerkung Fadenheftung, Festeinband; ISBN-13: 978-3-935221-93-1

EUR 15,00

Anzahl

Neue Gedichte von Jürgen Nendza.

"Im Schrank hängt deine Bluse
auf diesem weißen Kleiderbügel.
Darin federt deine Umarmung noch
vom letzten Jahr. Wie gerne
ich Licht machen würde."
(Auszug aus "Begleiterscheinungen")

"Jürgen Nendzas Gedichte lesen sich wie Exerzitien der Wahrnehmung."
Michael Braun

PRESSESTIMMEN

Der Aachener Lyriker Jürgen Nendza ist ein lyrischer Wahrnehmungsforscher. Seine Gedichte beginnen mit der minuziösen Beobachtung von Naturdetails oder alltäglichen Gegenständen, bis ein Geräusch, ein Geruch oder ein Bewusstseinsreiz die Dinge auf eine andere Bahn lenkt und in eine beunruhigende Schwebe bringt. So kann es geschehen, dass die zuvor so sinnfällig geordnete Welt aus den Fugen gerät und umkippt in ein Vexierbild. In Nendzas neuem Gedichtbuch ist es "die Rotation des Kolibris", eine Zauberei der Biologie, die dem lyrischen Subjekt das Tor zu unerhörten neuen Erfahrungen öffnet.
Die kleinen, unspektakulären Dinge, die kaum merklichen Phänomene, die nur ein äußerst empfindsames Sensorium registriert, sind die Passion dieses Dichters. Der „Schwirrflug“ eines Vogels, ein zufällig auftauchendes „Flimmerhaar“, eine vorbeischwebende Kirschblüte: An solchen winzigen Bewusstseinsreizen entzündet sich die Dichtung des Lyrikers Jürgen Nendza. Seine Gedichte ziehen eine ganz feine Wahrnehmungsspur. Dabei besteht die Kunst des Autors darin, die unterschiedlichen Wahrnehmungspunkte, die sich in seinen Texten kreuzen und überlagern, in einen Schwebezustand zu bringen – und nicht, wie es so viele mittelmäßige Dichter lieben, den Text in ein biederes Resümee oder in überstrapazierte Pointen auslaufen zu lassen.
Der Titel von Nendzas neuem Gedichtband benennt nun einen sehr starken sinnlichen Eindruck, der ganz unerwartet das Dasein seines lyrischen Alter Ego erschüttert. „Die Rotation des Kolibris“ – das ist eine magische Formel, die Chiffre für ein Naturwunder und für eine Zauberei der Biologie, die dem lyrischen Subjekt das Tor zu unerhörten neuen Erfahrungen öffnet. Die eigentümlich schwirrende Flugbewegung des Kolibris, des farbenprächtigsten Vogels der Erde, wird hier zum Offenbarungsereignis für das lyrische Ich, das aus seinem alten Leben herausgerissen wird. Diese Erfahrung vollzieht sich in ihrer überwältigenden Evidenz in den zwei mittleren Kapiteln des Buches, die motivisch von einer Reise des lyrischen Protagonisten in die Karibik handeln, zu den westindischen Inseln
Tobago und Trinidad. Der kulturelle und sensuelle Ausnahmezustand, in den der Reisende dabei gerät, bringt seine alten Existenz-Koordinaten vollkommen durcheinander. War sein Daseinsgefühl zuvor von einer tastenden, zögerlichen Suche nach verlässlichen sinnlichen Empfindungen bestimmt, so öffnet er sich plötzlich im Licht des Südens einer nie erlebten Rauscherfahrung.

Michael Braun, WDR 3/Mosaik

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