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Heiner Biedermann

Hospital

Bilder aus Hospitälern, Krankenhäusern und Kliniken

Genre: Sachbuch, Kunst
Seiten: 136
ISBN: 978-3-944566-21-4
Bemerkung

EUR 32,50

Anzahl

Hospital – damit hat die stationäre Krankenpflege angefangen. Wie der Name sagt, der vom lateinischen ‘Gast- Schlafzimmer’ abgeleitet ist, stand da zu Beginn die Idee, jemanden bei sich aufzunehmen; ein Ausdruck übrigens, der sich gehalten hat für den Eintritt in die Sphäre des Krankenhauses. Hospitality als Gastfreundschaft, als Bewirten eines Fremden klingt an. Im Flämischen spricht man vom ‘Gasthuis’, wenn man ein Krankenhaus meint, auch hier in der Etymologie verankerte Hinweis, wo das alles herkommt.
All diese Einrichtungen wurden in der Regel von karitativen Organisationen getragen, meist Klöstern oder Stiftungen, und noch bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts waren es in der Regel die Orden, die das Personal stellten. Erst im modernen Staat kamen dann auch säkuläre Organisationen hinzu wie das Rote Kreuz. Aber auch hier waren die Mitarbeiterinnen ähnlich organisiert, mit Haube und Ordensbrosche.
Wer heute mit denen spricht, die in der stationären Krankenversorgung arbeiten, wird nur sehr wenige finden, die glücklich und zufrieden von ihrer Arbeit berichten. Meist wird eine ziemlich negative Grundstimmung vermittelt, in der von viel Bürokratie, Fremdbestimmung und wenig ‘eigentlicher’ Tätigkeit am Patienten die Rede ist. Und dabei sprechen wir nur von den Ärzten, Therapeuten und dem Pflegepersonal – aber auch die Putzfrauen, der Pförtner oder die Handwerker sind Teil dieses Biotops, das uns zu Gesundheit verhelfen soll, wenn es mal zu hause nicht mehr geht. Sie gehören dazu, ohne sie geht es nicht.
Als ich die ersten Kliniken von innen sah war die Entwicklung in Richtung Betriebswirtschaft & Management in vollem Gange. Für mich als Arztsohn war es selbstverständlich, dass der Chefarzt nicht nur den medizinischen Teil verantwortete, sondern auch die Gesamtverantwortung für die Ausrichtung des Krankenhauses hatte. Um so mehr erstaunte mich, wie sich Chefärzte bei Visiten und im OP über ihre Konflikte mit den Verwaltungsleitern ausließen, wobei schnell klar wurde, dass diese Auseinandersetzungen bei Weitem nicht mehrheitlich zu Gunsten der ärztlichen Seite entschieden wurden. Immer deutlicher wurde, dass nicht nur die Belange der Kranken, sondern die des Wirtschaftsbetriebs Klinik eine Rolle spielten.
In den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts hatten Krankenhäuser, durchaus akzeptiert von allen Beteiligten, noch Aufgaben, die weit über das Beseitigen einer bestimmten Krankheit beim individuellen Kranken hinausging. Die Oma wurde auf der inneren Station aufgenommen, weil ihr Gatte operiert werden mußte und sich sonst niemand um sie gekümmert hätte. Der kleine Patient mit – oder auch ohne - Blinddarm wurde ein paar Tage länger stationär gehalten, weil man wußte, dass die Mutter zu hause gerade alle Hände voll mit einem anderen kranken Familienmitglied zu tun hatte. Man soll diese Zeit nicht verklären, aber sicher ist, dass wir damals weitaus weniger rigiden Kontrollen unterworfen waren, was Liegezeiten und Indikationen betraf...

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