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Teresa Ruiz Rosas

Wer fragt schon nach Kuhle Wampe? – Von der Liebe und anderen Gemeinheiten

Roman / Edition Die Tausend

Genre: Prosa
Seiten: 320
ISBN: 978-3-941037-02-1
Bemerkung Fadenheftung, Leineneinband mit Schutzumschlag

EUR 20,00

Anzahl

Silvia Olazabal, aus Peru nach Europa gekommen, um zu studieren, trampt vom Filmfest in Locarno zurück an ihren Studienort Freiburg. In Basel an der Autobahn nimmt ein Mann sie in seinem Auto mit. Obwohl er vermeintlich doppelt so alt ist wie sie, überfällt sie die Liebe, ihr Leben nimmt Wendungen, mit denen sie niemals gerechnet hätte. Er, ein Anwalt, soll der Tochter Slatan Dudows, des Regisseurs des Films „Kuhle Wampe“, helfen, ihrem verstorbenen Vater die Anerkennung auch als Drehbuchautor dieses Films zu verschaffen. Hat Bertold Brecht, der nicht zimperlich im Umgang und der Auswertung von Urheberrechten war, die ihm nicht zustanden, auch Slatan Dudow um Rechte und Tantiemen gebracht? Eine spannende Recherche des Anwalts und der Studentin beginnt, die von Dudows Tochter angetrieben aber auch behindert wird. Wird der Nachweis gelingen, dass Brecht nicht der Drehbuchautor von „Kuhle Wampe“ war, wird die Liebe zwischen der Studentin und dem Anwalt Bestand haben? Kunstvoll ineinander verwoben erzählt Teresa Ruiz Rosas von der Liebe und von mancher Gemeinheit, die das Leben zu bieten hat.

PRESSESTIMMEN

60 Jahre linke Filmgeschichte zwischen gläubiger Ikonografie, Verblendung und Vertuschung, eingezäunt von einer beinahe übergroße Fülle rasant erzählter Reminiszenzen - die filmische Rückblende stand wohl als probate Patin schon früh am Kinderbett des jugendlich nostalgisch-revoluzzerischen Filmclubs „Blanco et Nero“ - ein Weltkind mitten zwischen den angebeteten Heroen Brecht und Dürrenmatt (er tritt in persona in einem Kapitel auf!), zwischen Unfallopfern der Historie in Ost und West - bis hin zu Todeskreuzen an Straßen und Mauern der alten, der neuen sozialistischen und der Dritten Welt - entfalten und vollenden sich Schicksale - immer wieder sind es Töchter, die sich nicht ohne amoureske Gefühlswelten den Wahnwelten der Vergangenheiten, der Vor- und Nachwelt gefährlich gefährdend nahen.

Slatan Dudows Tochter und die Nachwelt - so hätte der Roman auch genannt werden können. War der bulgarisch-proletarische Männerfreund Slatan nach so vielen Frauenopfern auf dem Altar des Großen B. B. ein weiteres freiwilliges Opfer des einsamen Kollektivisten? Der Roman erscheint zu einem Zeitpunkt, da Sandra Löhrs Film über Sophie Templer-Kuh, die Tochter von Otto Gross zu sehen ist: „Die Vatersucherin“ (ORF). Folgen jetzt nach den Vater-Sohn-Konflikten des Expressionismus die modernen Töchter-Väter-Beziehungen? Die Sanftheit des so merkwürdig harmonischen Titelbildes mit zwei beschirmten Frauenfiguren früherer Epochen, ohne die schützenden Grenzen eines goldenen Rahmens, täuscht über die Härten und verborgenen Hämen des ethnologischen, des fremden, des weiblichen Blickes hinweg - nicht lange währt, im Angesicht des weihe- und liebevoll angereicherten Titels, der erwartungsvolle Wahn des vor allem die Gemeinheiten einer Lovestory erhoffenden Lesers: Er reicht nur bis zur scharf gestochenen Radierung des ersten Kapitels. Die kriminalistisch angereicherte Roman-Reportage beginnt. Und plötzlich findet man sich - zusammen mit der Autorin - zwischen ziemlich allen Stühlen.
Eduardo Díaz Velásquez (Lima/Berlin), veröffentlicht auf der Website der Internationalen Otto Gross Gesellschaft

Das ist eine sehr spannende und literarisch gelungene Verknüpfung von Dokumentation und Fiktion.
Günter Wallraff, Buchreport, 16. Juli 2009

Ein sehr ungewöhnlicher, ungemein amüsanter und lesenswerter Roman, den man durch seine lebendige Sprache förmlich zu hören glaubt. Der Roman ist die erste größere Arbeit, die von Teresa Ruiz Rosas in Deutsch geschrieben wurde.
Klaus Küpper, Bücher zu Lateinamerika

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