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Gertrud Seehaus

Die Geisterschreiberin

Roman / Edition Die Tausend

Genre: Prosa
Seiten: 240
ISBN: 978-3-941037-01-4
Bemerkung Fadenheftung, Leineneneinband mit Schutzumschlag

EUR 20,00

Anzahl

Jenny Hagedorn hat es satt, als Ghostwriterin die geschönten so genannten Autobiografien oft unsympathischer Menschen zu schreiben. Sie will nicht länger Zuarbeiterin eines fragwürdig gewordenen Literaturbetriebs sein. Bestärkt wird sie darin durch die Selbstmordabsichten der Schriftstellerin Charlotte, ihrer
langjährigen Freundin, die neuerdings kein Manuskript mehr unterbringen kann. Nein, es ist nicht die Midlifecrisis: Es ist die Krise, die einen erwischen kann so um die Sechzig, wenn es darum geht, sein letztes Lebensdrittel zu gestalten. Der Lebenspartner hat sich neu orientiert, Berufsaussichten sind so gut wie nicht mehr vorhanden, langjährige Freundschaften erweisen sich als nicht tragfähig. Was tut Jenny?
Sie fährt erst einmal weg. An einen ziemlich zufälligen Ort in Spanien. Das ist gut so, denn die Zufälle des Lebens können einem interessante Menschen und neue Erkenntnisse zuspülen. Jenny lässt sich auf zwei Begegnungen ein: die zu Ted, einem englischen Literaturprofessor ihres Alters und zu Ferdinand, einem
unangepassten und originellen jungen Mann im Alter ihrer Töchter.

PRESSESTIMMEN

Warnung vor einer literarischen Nutte –

Jenny Hagedorn geht stramm auf die sechzig zu und arbeitet als Prostituierte. Unglaubwürdig? Ekelhaft? Ach was, es ist ganz köstlich zu lesen, das neue Buch von Gertrud Seehaus.

"Ich bin Ghostwriterin für Autobiografien, eine literarische Nutte, jemand ohne Stolz und Selbstachtung, der seine Kenntnisse des Alphabets dazu benutzt, die Lügen seiner Zeitgenossen, ihre Falschdarstellungen und Geschichtsklitterungen unter die Leute zu bringen."

Auf Sex und Attraktionen muss Jenny, die ihren betrügerischen Ehemann und verlogenen Job in den Wind schießt und Richtung Barcelona flieht, trotzdem nicht verzichten. Ganz im Gegenteil. Sie wird Dinge tun, über die andere nur schreiben.

Von derartig sinnlichen Verstrickungen einer älteren Dame, vorgetragen so leicht wie ein Mittelmeerwind und begleitet von schrulligen Reflexionen über das letzte Lebensdrittel, hat man bisher wenig gehört.

Obendrein persifliert "Die Geisterschreiberin" Bridget Jones- und Amelie Fried-Romane und bietet eine bissige Satire auf den Literaturbetrieb: mit jämmerlichen Schriftstellerinnen und am McKinsey-Komplex leidenden Lektoren (kulminierend im depressiven Dialog zweier Manuskripte in der Ablage eines Verlagsbüros). Gertrud Seehaus, etwas reifer noch als ihre Heldin, hat das Zeug zum sommerlichen Geheimtipp.

Mathias Schnitzler, Berliner Zeitung, 5. März 2009

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